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Hier finden Sie ganz persönliche Berichte von unseren Langläufern.

02.11.15
Auf der Jagd nach der Zeit
Mittlerweile ist mein zweiter Marathon in Rotterdam schon fast ein halbes Jahr her und je weiter er zurückliegt, umso einmaliger wird er für mich. Das hat mich jetzt auch dazu bewegt, einen Bericht darüber zu schreiben. 

Nach meinem gelungenen Debütmarathon in Freiburg vom April letzten Jahres, den ich mit einer Zeit von 3:08 h beendet hatte, war für alle klar, dass mein nächstes Ziel die 3 Stunden Marke sein muss. Also blieb mir keine andere Möglichkeit und ich schaute mir den 10 Wochen Plan von Herbert Steffny mal genauer an. 6 Laufeinheiten in der Woche und die Zeitziele der einzelnen Einheiten machten mir erst mal große Augen. Vor allem der Halbmarathon mit einer Zielzeit von 1:25 h machte mir großes Kopfzerbrechen. Egal, ich machte mich einfach mal an die Sache ran und steigerte meine Laufeinheiten schon vor den 10 Wochen von 2 auf 3-4 mal die Woche. Als ich dann die zweite offizielle Trainingswoche mit 104 km beendet hatte, bekam ich wieder leichte Schmerzen in der Hüfte und mir war klar, dass das zu viel für mich ist. Von da an legte ich immer Wert auf den langen Lauf am Sonntag und eine schnelle Trainingseinheit Dienstags oder Mittwochs, den Rest machte ich nach befinden und hatte dadurch um die 70 Trainingskilometer in der Woche. Meine Hoffnung, die 3 Stunden bzw. die 1:25 h beim Halbmarathon zu knacken, wurde dadurch natürlich nicht größer. Mit riesigem Respekt ging ich an den Lufthansa Halbmarathon in Frankfurt. Zum Glück kannte ich die Strecke vom Vorjahr und wusste genau, wo die Knackpunkte wie zum Beispiel die leichte, gemeine Steigung mit Kopfsteinpflaster und Eisenbahnschienen war. Sehr hilfreich wie im gesamten Training, vor allem aber auch an diesem Tag, war wieder, dass wir eine sehr lustige und überaus erfahrene Gruppe waren, die mich immer wieder ablenkte, aufmunterte und zurück zum Spaß an der Sache brachte. Keiner von ihnen hatte Zweifel, dass ich das schaffe, ich war wohl der Einzige. Das Rennen lief genau so, wie ich es mir ausgerechnet hatte, nur meine Zeit war besser. Ich kam nach 1:23 h ins Ziel und konnte es fast nicht glauben. Meine Motivation war neu geboren und ich war jetzt erstmals selbst davon überzeugt, die 3 Stunden-Marke zu schaffen.
Die restlichen Wochen verliefen mit begrenzten Trainingskilometern und meist vorhandenen Hüftschmerzen, die zum Glück nur vor oder nach dem Laufen da waren, während des Laufens aber nicht. An aufhören habe ich allerdings so kurz vor dem Ziel nie gedacht, wohl aber daran, dass dies mein letzter Marathon auf Zeit sein würde.

Es war sehr schön, sich am Tag vor dem Marathon mit der ganzen Lauftreffgemeinde auf Sightseeingtour durch Rotterdam zu begeben. 
Es war ein erhebendes Gefühl, am Wettkampftag den Startblock C zu betreten, denn man brauchte eine Bestätigung, auch unter 3 h laufen zu können. Umso erstaunter war ich, dass ich nach dem Startschuss lange Zeit ausgebremst war und nur im Zickzack-Stil voran kam, aber irgendwann legte sich das Problem und ich konnte meine Anfangsgeschwindigkeit von 4:05 min. pro km laufen. Ich hatte mir die Geschwindigkeit absichtlich etwas höher gesetzt, weil ich vom ersten Marathon wusste, dass ich mir gegen Ende schwer tue und einen Puffer brauche. Bis Km 25 hatte ich auch keine Probleme, dieses Tempo zu laufen und hatte richtig Spaß dabei. Einmal war der Gegenwind so stark, dass ich es vorzog, mich für ca. 2 km in einer Gruppe zu verstecken und war deshalb etwas langsamer. Ab Km 35 wurde es dann für mich richtig hart. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr laufen. Ich suchte nach Motivation, machte mir klar, dass ich heute und sonst nie wieder unter 3 h laufen will, sah am Streckenrand einen Schwarzafrikaner, der sich übergeben musste, sagte mir: „Du bist besser“. Kurze Zeit später überholte ich einen der farbigen Eliteläufer, der als Fußgänger unterwegs war.  Ich erinnerte mich an die Ehrwürdigkeit dieser Strecke, auf ihr waren ja schon 3 Weltrekorde gelaufen worden und ich redete mir ein, dass ich mein Ziel schaffen werde. Der Blick auf die Uhr zeigte trotz totaler Erschöpfung immer noch eine Pace von unter 4:40. Ich begann zu rechnen und hangelte mich von Kilometerschild zu Kilometerschild. Beim 40 Km-Schild ergab meine Rechnung, dass ich ab nun fast eine 6er Pace laufen kann und es immer noch schaffe. Von nun an lief es von alleine. Ich kam in die Innenstadt, Tausende von Zuschauern jubelten und feuerten die Läufer an. Ich schaute mir die Menschenmenge an, die herrlichen Gebäude drumherum, es war wie ein Triumphzug für mich im sicheren Wissen, mein Ziel zu erreichen. Ganz nebenbei wurde mein Tempo auch wieder schneller. Wieder einmal erblickte ich die gelben Shirts unserer mitgereisten Fans, die mich anfeuerten. Ich rief ihnen zu: „Ich schaff es“ und man sah ihnen an, wie sie sich mit mir freuten, denn jeder kannte mein 3-Stunden-Ziel.
Die letzten Meter über die Zielgerade an den Tribünen vorbei waren einfach nur ein unbeschreiblicher Genuss! Mit 2:58:08 h kam ich über die Ziellinie und gehörte damit zu den besten 5% des Rennens.

Nach der Medaillenübergabe, die mich genauso wie beim ersten Mal rührte, machte ich mich auf den Weg zu meinem zweiten persönlichen Rekord. Vom Hunger getrieben und mangels Alternativen verschlang ich innerhalb kürzester Zeit 6 Bananen.
Nach und nach trafen immer mehr vom ETSV ein und es begann ein freudiges Nachmarathonprogramm, wie man es nur in einer so tollen Gruppe erleben kann. Wie immer endete der Marathontag mit der Siegesfeier, dieses mal beim „All you can eat-Mexikaner“ in der Innenstadt, die überfüllt war mit feiernden Menschen. 

Ich habe mir nicht vorstellen können, dass mein zweiter Marathon genauso ein einmaliges Erlebnis sein würde wie der erste. Dieses Mal war es die Jagd nach der Zeit, der absolute Wille, dies zu schaffen. Und das unbeschreibliche Gefühl, dieses  hoch gesteckte Ziel in einer solch einprägsamen Atmosphäre zu erreichen.

Rüdiger Herrmann

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29.05.12
Meine Marathonbeichte
März 2008 – Gruppenleiterlehrgang der Badischen Sportjugend am Breitenauer See.

Endlich hatten wir das Programm vom ersten Abend geschafft. Pädagogik, Aufsichtspflicht, Versicherungsrecht usw...

Dann genehmigte ich mir erst mal ein Bier aus dem mehrere wurden.

Irgendwann spricht mich Matthias Götzelmann an: „Du hast doch auch Sport studiert und viele Jahre Handball in Buchen gespielt“. Ich bejahte. Dann fragte Matthias: Was machst du momentan sportlich? Ich  sagte: Nicht viel, da ich immer unterwegs bin und eine Mannschaftsportart aufgrund der vielen Termine aber auch aufgrund des Alters nicht mehr bewältigte.

Dann lauf doch, da bist du zeitlich und personell unabhängig. Das hörte sich gut an. Wir alle laufen Marathon, du kannst ja langsam anfangen.

Wie schon gesagt wir hatten ein paar Bier getrunken, da machte ich den Ausspruch: Wenn dann laufe ich auch Marathon!

In dieser Nacht gingen wir sehr spät (besser gesagt früh ins Bett). Am nächsten Morgen stand Sport auf dem Programm. Es fiel mir nach der langen Nacht sowieso schwer zu laufen, aber es sollte ganz schlimm kommen.

Nach 45 Minuten Jogging fragte mich Matthias Götzelmann, ob ich schon einmal 2 Stunden gelaufen bin. Natürlich antwortete ich nein. Das Höchste war damals 1 Stunde. Er sagte: Dann machen wir das heute. So erhielt ich in den Breitenauer Bergen meine erste 2 Stunden Lektion.

Ich weiß heute nur noch, dass es unendlich schwer war und das Ziel nur fix und fertig erreichte.

Das war der Einstieg.Ich hatte zwar schon viele verschiedene Sachen in punkto Sport während meines Sportstudiums ausprobiert, doch mit Marathontraining hatte ich mich noch nicht auseinandergesetzt. Deshalb bekam ich von Matthias einen Trainingsplan, natürlich aber auch viele Tipps zur Ernährung, da ich ja auch nicht zu den Leichtgewichten gehöre.
Nach konsequenter Einhaltung dieser Pläne war es dann am 28.09.2008 in Berlin endlich soweit. Gemeinsam mit Thomas Stiller überquerte ich total glücklich und stolz nach 4:04 Stunden das Ziel. Gerne erinnere in mich noch an den Ausspruch nach ca. 1,5 Stunden von einem Zuschauer: Schon wieder ein Gelber; Deine Kollegen sind schon lange vorbei und sind schon Kaffee trinken; du schaffst es auch. Kurz danach die Durchsage: Haile Gebreselassie ist im Ziel mit neuer Weltbestzeit und ich bin gerade bei Kilometer 17!

Auf jeden Fall war das Wochenende ein absolutes Highlight! Ohne Matthias hätte ich es nie geschafft. Sei es wegen der Tipps aber auch wegen der Motivation oder einiger Trainingsläufe, die ich verfluchte. Du wirst Dich daran im Marathon erinnern, wenn es dir schlecht geht. Dann wirst du denken: Jetzt halte ich auch durch und gebe nicht auf, warum hast Du dich so gequält (Zitat: Matthias). Und so war es dann auch! Ich werde niemals den Tempolauf bei starkem Wind von Sachsenflur nach Lauda vergessen! Aber ich möchte auch der gesamten Langlaufgruppe unter der Leitung von Thomas Götzelmann danken, die mich mehr als herzlich aufgenommen hat.
Nach diesem Erfolg sollte eigentlich Schluss sein. Ein Marathon dann ist Ende so war meine Intention! Doch es sollte anders kommen. Irgendwie hat es mich doch gepackt, die Faszination Marathon. Den Grund hierfür kann ich nicht klar definieren, aber es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung, eine Selbstdisziplinierung und vor allem für mich eine absolute Grenzerfahrung. Und so habe ich jetzt bereits 6mal „gefinished“.  Jedes mal war es nicht nur der Lauf der faszinierend war, sondern auch das Umfeld in der Gruppe sowie die unvergesslichen Abende nach den Läufen wie auch die tolle Gemeinschaft.
Doch eines wird mir immer klarer: Ich dachte wenn Du es einmal geschafft hast und ein wenig Routine Dir erworben hast, dann läuft das beim nächsten Marathon einfacher: Ganz im Gegenteil: Der Respekt vor jedem Lauf wird größer, da ich mir darüber bewusst bin, was auf mich zukommen wird. Von manchen Läufen weiß ich von der Strecke nicht mehr viel, von einem anderem die genaue Streckenführung, beim nächsten wollte ich Sterben und auf einmal war auch einer dabei da ging es relativ einfach. Auf jeden Fall gebührt jedem Läufer/ Läuferin größter Respekt der diese Strecke egal in welcher Zeit bewältigt! Vielen Dank an den gesamten ETSV Lauda, Abteilung Lauftreff! 

Nr. 7 wartet schon auf mich oder warte ich schon auf Nr. 7?
Michael Geidl

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23.06.2005

100 km – Nachtlauf in Biel (Schweiz)

Die emotionalste und bewegendste Nacht meines Lebens, aus sportlicher Sicht  

Als ich den Entschluss fasste, das Unternehmen „100 km Biel“ anzugehen und dieses daheim schonend vorbrachte, fürchtete ich zum ersten Mal um die familiäre Unterstützung. Meine Frau sagte nämlich prompt: „ Das machst Du nur über meine Leiche“. Da ich, was das Laufen angeht, auf Einzelschicksale keine Rücksicht nehme, mussten wir uns irgendwie arrangieren und die verschiedenen Ansichten unter einen Hut bringen. Eines vorweg, Regina lebt noch, ich bin in Biel gelaufen, und ich lebe auch noch.

Sportlich beraten und betreut hat mich hauptsächlich Roland Rechtenwald. Alleine musste ich den schweren Gang dann nicht antreten, denn meine Lauffreunde Roland Rechtenwald, Peter Menz, Günter Ruck und Jochen Konrad hatten sich dieses Jahr dasselbe Ziel gesteckt. Sogar meine Frau war dann letztendlich mit von der Partie, um mich seelisch und moralisch zu unterstützen. Wertvolle Tipps und Ratschläge bekam ich schon in der Vorbereitung, wie gesagt von Roland und Günter, welche ja schon erfahrene Bielläufer sind. Vor allem Roland nahm sich bei den langen Trainingsläufen an den Sonntagen meiner an. 

Unter diesen optimalen Vorraussetzungen ging es am Donnerstag, 16.06.05, los in die Schweiz. Regina und ich fuhren bei Peter mit, Renate und Günter machten sich ungefähr gleichzeitig auf den Weg. Roland und Jochen kamen in der Nacht. Der Freitag war dann bei uns die Ruhe vor dem Sturm. Morgens ruhten wir uns an den Ufern des Bieler Sees aus, dann wurde nachmittags versucht, noch einmal zu schlafen. Nach der letzten Portion Nudel (die mir übrigens bald zu den Ohren rauskommen) machten wir uns langsam auf den Weg Richtung Start. Das Wetter war optimal. Nachdem es tagsüber noch richtig heiß war, wehte nun am Abend ein lauer Sommerwind. Die Nervosität stieg, und ich fühlte eine erwartungsvolle Spannung. 

Um 22.00 Uhr fiel dann endlich der Startschuss und mit mir setzten sich ca.1500 andere „Verrückte“ in Bewegung. Meine Unruhe war nun schlagartig weg. Einerseits freute ich mich, dass es nun endlich soweit war, andererseits hatte ich doch etwas Angst vor der Ungewissheit. 100 km sind eine lange Distanz, und in einer Nacht wie dieser kann viel passieren. Zuerst liefen wir kreuz und quer durch Biel. Hier in der Stadt war es fast noch unangenehm schwül. Das wurde dann in der freien Natur besser, die Temperaturen waren sogar angenehm, dafür lauerten hier andere Gefahren.

Die ersten Kilometer liefen wir vom ETSV noch zusammen als Gruppe. Nach und nach fand aber jeder seinen eigenen Rhythmus. Im Grunde ist sowieso jeder auf sich allein gestellt. Man muss auf den eigenen Körper hören. Irgendwo traf man sich zwar immer wieder unterwegs, was erneut motivierte, aber jeder muss seinen Lauf machen.

Was für die Motivation unheimlich gut war, waren die Zuschauer in den Dörfern an der Strecke entlang. Jeder Läufer wurde stimmgewaltig angefeuert. Es hat mich erstaunt, wie viele Menschen sich wegen uns die Nacht um die Ohren schlugen. Nur Halbwahnsinnige tun so was, die Wahnsinnigen laufen.

Bis km 60 lief alles optimal für mich. Dann kam der sagenumwogene etwa 10 km lange Ho-Tschi-Minh-Pfad. Hier war die Stirnlampe das wichtigste Utensil. Herausragende Wurzeln, große Steine, überwachsene Bodenlöcher und herabhängende Äste machten hier den Läufern das Leben schwer. Jeder Fehltritt könnte das Ende des Laufes bedeuten. Diese erforderliche Konzentration zehrte an meinen Kräften. „Hier nur nichts überstürzen, oder du stürzt“, dachte ich hier. 

Noch ca. 30 km! So langsam ging es ans Eingemachte. Tausend Gedanken jagen einem durch den Kopf: - Am Anfang zu schnell gelaufen? – Immer noch so weit! – Sind doch „nur“ noch 30 km. Wie oft bin ich das ohne Probleme schon gelaufen? – Wie bin ich eigentlich auf diese irrsinnige Idee gekommen, 100 km zu laufen? – Aber zu spät, jetzt musste ich die Sache zu Ende bringen, egal wie. Sonst war ja alles umsonst. Zu diesem Zeitpunkt, bei Sonnenaufgang, sah ich vor mir, wie Phoenix aus der Asche, erst Peter, dann Roland und Jochen. Das beflügelte mich und gab mir neuen Auftrieb. Es ist kaum zu beschreiben, wie lang ein einzelner Kilometer kurz vor dem Ziel ist. Als ich dieses herbeigesehnte Ziel endlich vor Augen hatte, waren alle Strapazen vergessen, und ich war nur noch glücklich, mein großes Vorhaben in die Tat umgesetzt zu haben. Als ich den Boden im Ziel küsste, waren seit dem Start 10 Stunden und 23 Minuten vergangen. Wir 5 hatten es alle durch die Nacht der Nächte geschafft und waren „Finisher“ eines Ultramarathons. Dementsprechend euphorisch und ausgelassen freudig war die Stimmung bei uns allen. Natürlich auch bei Regina und Renate, die diese Nacht auch als Wechselbad der Gefühle erlebten. 

Noch mal ein Ultramarathon? Hätte mir gleich nach dem Lauf jemand diese Frage gestellt, wäre meine Antwort gewesen: „Nie wieder“. Doch schon am Sonntag auf der Heimfahrt machte ich mit Peter Pläne für den K78 in Davos im nächsten Jahr – und Amanda ist natürlich auch mit dabei!

 Joachim Rothengast, 19.06.2005  

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19.04.05

Bericht vom London-Marathon 
 

„Reif für die Insel“ -  so fühlte ich mich am 14.04.2005. Deswegen machte ich mich mit meiner Frau morgens um 4.30 Uhr in Kützbrunn auf den Weg zum Flughafen Stuttgart. Das sollte aber nicht bedeuten, dass wir „aussteigen“ wollten, um fortan unser Dasein auf einer einsamen Karibikinsel zu fristen. –Weit gefehlt – Die britische Insel lockte mit dem London-Marathon!!

Von langer Hand geplant, war es nun endlich soweit. Ich hatte mich mit vielen Trainingseinheiten, vor allem mit langen Läufen, auf dieses Ereignis vorbereitet. Große Unterstützung fand ich natürlich wieder bei meinen Laufkameradinnen und –kameraden von der Langlaufgruppe des ETSV Lauda. Auch der Spaß kam dabei nicht zu kurz. Von Wetterkapriolen, wie Schnee im März, und Rückschlägen, wie ein grippaler Infekt, ließ ich mich nicht entmutigen.

Also ging es an diesem besagten Morgen von Stuttgart aus nach England. Der Sohn unserer Nachbarin bewohnt mit seiner Verlobten außerhalb Londons ein kleines Häuschen und hatte uns in selbiges dankenswerterweise eingeladen. So war für unsere Unterkunft und Verpflegung bestens gesorgt, und durch die frühe Anreise hatten wir noch 2 ½ Tage Zeit, um den „British way of life“ kennenzulernen. Den Freitag und Samstag verbrachten wir deshalb mit Sightseeing  in London, einer äußerst faszinierenden europäischen Metropole. 

Nach teatime und noodles am Vorabend fühlte ich mich am Sonntag, den 17.04.2005, sehr gut. Das Wetter war entgegen allen landläufigen Klischees nicht neblig oder regnerisch, sondern sonnig bei angenehmen Temperaturen um die 15 Grad. Die Anreise zum Start am Greenwich-Park war in überfüllten Undergrounds und Zügen ziemlich beschwerlich und dauerte 2 ½ Stunden. Endlich am Start, musste ich doch über die Top-Organisation staunen. Um 9.45 Uhr fiel der Startschuss durch Haile Gebrselassie, und die gewaltige Menge von ca. 36.000 Läufern setzte sich in Bewegung. Auf den ersten Meilen war wegen der unglaublichen Massen nur verhaltenes Laufen möglich. Das entzerrte sich dann etwas, so dass ich in meinen Laufrhythmus finden konnte.

Die  Strecke führte  an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei zum Buckingham Palast. Hunderttausende von Zuschauern säumten die Straßen und verbreiteten durch ihre stimmgewaltige Unterstützung eine gigantische Atmosphäre. Sehr beeindruckend fand ich das Überqueren der Towerbridge. Nach der Towerbridge war für ein paar Meilen eine parallele Streckenführung, so dass sich die Läufer begegneten. Hier kam mir die Spitze der Männer entgegen. Es war unglaublich, was für ein Tempo diese Topläufer bei km 35 noch liefen. Als ich dann diesen Streckenabschnitt lief und die vielen Läufer hinter mir sah, war ich froh, schon so nah am Ziel zu sein. Nun ging es vorbei am London Eye, Westminster und Big Ben. Nach dem Buckingham Palast war der Zieleinlauf in der Mall. Ich beendete meinen London-Marathon in einer Zeit von 3:32 Stunden. 

Diese Marathonzeit wird wohl nicht dazu beitragen, dass ich in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett verewigt werde, aber für mich bedeutet es eine erneute tolle Leistung, ein erneutes „finishing“ eines Marathons, und das macht mich stolz und motiviert mich für Kommendes. 

 Joachim Rothengast

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